Zum Dinieren nach New York

Die "Bucks" stehen günstig: Mal richtig gut essen in außerirdischen Rauminstallationen

Wenn über den Atlantik, dann nach New York. Wenn New York, dann Museen besuchen. Und nach den Museen in den erstbesten „Diner“ um die Ecke. Oder richtig fein Essen gehen. Hier einige Lokalitäten, in denen man das selbst in New York kann.

Der Meatpacking District liegt südlich von Chelsea und beherbergt noch heute zahlreiche Fleischbetriebe – echte und Designerläden. In der 9. Avenue die Nummer neun: Als wäre man in Paris! Pastis heißt das Bistro und passt in diese Gegend wie sonst alles oder nichts. Die Kellner haben diesen Hulot-Blick, versuchen irgendwie à la mode auszusehen und legen einen leichten französischen Akzent über das ansonsten wenig verständliche Idiom.

Die Spiegeleier auf Toast sind ein Gedicht, der Kaffee hat seinen Namen verdient und tendiert wirklich in Richtung café. Meiden Sie jedoch den Tee – bei diesem Getränk treten garantiert Missverständnisse auf. Am Eingang des Pastis hängen echte Tageszeitungen, sogar ausländische, und tagsüber kann man in diesem ehemaligen Gebäude eines Blumengroßhandels wunderbare Pausen einlegen.

Womit man zu Hause Eindruck schindet

Um dann der Bildung wegen den Marsch in die 22. Straße West zu wagen, in die Hausnummer 535. Die Printed Matter ist die größte gemeinnützige Einrichtung zur Förderung von Kunstbüchern, Objekten, Drucken und so fort. Mit einem kleinen Einkauf schindet man zu Hause enorm Eindruck und beweist echt hippen Kunstverstand.

Am Abend werden die günstig stehenden „Bucks“ gezählt – und dann geht es in eines der skurrilsten Restaurants der ganzen Stadt: The Lever House hat die Hausnummer 390 in der Park Avenue. Am besten vorher zum Telefon greifen und einen Platz reservieren. Die Nummer lautet 212-888-2700. Unter www.leverhouse.com kann man sich sogar schon aus der Heimat anmelden.

Wer den Eingang an der Seite eines stinknormalen langweiligen Büroturmes (genau genommen doch eine Besonderheit: Es ist ein früher Stahlrahmenbau aus dem Jahr 1952, der Konstrukteur heißt Gordon Bunshaft) endlich gefunden hat, ist am Ziel: Der Gast betritt eine Art außerirdische Rauminstallation, die fatal an ein Bühnenbild von Christoph Marthaler erinnert. Wer wollte nicht einmal vor einer solchen Kulisse für viel Geld und doch des Preises wert dinieren?

Deborah Snyder, Meisterin der Nachtische

Hinein also durch den ordinären Büroeingang, links ist die Garderobe, dann ab durch einen weißen Tunnel – und schon hat man den Blick frei auf die Installation: Hier sieht es aus wie in einer Mannschaftsmesse von Raumschiff Enterprise. Zur Linken befindet sich die gut bestückte Bar, die sich nach 22 Uhr auch ohne feste Nahrungsaufnahme erkunden lässt. Den Raum überwölbt eine gewalmte, zentralbeleuchtete Decke, deren akustische Wirkung die Gäste den gesamten Abend doppelt und dreifach lautverstärkt erleben lässt.

Für ruhebedürftige Ohren ist die ganze Sache also nichts. Die schiere Unmöglichmachung der Konversation trübt den Genuss der kulinarischen Gedichte der Köche Dan Silvermann und Deborah Snyder, einer Meisterin der Nachtische und Torten. Der Geräuschpegel bewegt sich nie unter dem Niveau einer enthusiastischen Großveranstaltung. Ein Tipp: Am Fußende des Saales befindet sich eine Loge (Wer hier wohl von wem abgeguckt hat? Der Bühnenbildner von Marthaler oder dieser vom Lever House? ).

Wer frühzeitig reserviert, kann auf Holz und Leder, an Gruppen- oder Einzeltischen speisen. Und durch eine lärmdämmende Scheibe hat man einen wunderbaren Blick auf das New Yorker Publikum. Zu Essen gibt es zum Beispiel köstliches, mit Bacon umwickeltes Steak, Trüffelnudeln und wirklich guten Fisch. Der dazu gereichte Shiraz verdient seinen Namen und ist für diese Stadt ausnahmsweise weder schlecht noch überteuert.

Der nächste Hinweis betrifft die austrodeutsche Neue Galerie, 1048 Fifth Avenue, die an der rechten unteren Ecke des Zentralparks liegt. Die Sammlung dieses kleinen Museums widmet sich der Malerei des frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland und Österreich. Das Haus stammt aus dem Jahr 1915 und ist im Original sehr gut erhalten. Sowohl im Erdgeschoss als auch im Keller (eine gute Alternative, wenn es oben knüppelvoll ist) befinden sich Wiener Cafés, speziell für Besucherinnen, denen das Amerikanische, Laute, Große, Volle im Laufe des Tages auf den Senkel zu gehen droht. Fußläufig von hier liegt übrigens das Guggenheim Museum („Mein Museum braucht keine Bilder“, meint der Architekt F. L. Wright) und das Metropolitan Museum of Art.

PASTIS – Französisches Café – 9. Avenue, Ecke Little W. 12. Straße

PRINTED MATTER – Kunstbücher und Drucke – 22. Straße 535

THE LEVER HOUSE – Restaurant – Park Avenue 390 – Tel: 212-888-2700

NEUE GALERIE – Museum und Wiener Cafés – 5. Avenue 1048

zurück zur Ausgabe