Retreat im Ostharz

Kloster der milderen Observanz im Ostharz - "die Zimmer sind modern, hell, teilweise auch im historischen Ambiente des Damenstiftes eingerichtet"

Abt: Bruder Christian, wie geht es Ihnen heute?

Christian: Ich genieße die Tage ohne meine causa sehr, danke.

Abt: Wie, Ihre liebe Frau ist nicht dabei?

Christian: Ich meinte mit causa meinen Fall, lieber Abt.

Abt: Ach der Fall – der liegt ja nun hinter uns, lieber Bruder. Der Herr Blechschmidt von der SZ hat anrufen lassen.

Christian: Woher weiß der denn meine Adresse?

Abt: Vom Herrn Leyendecker.

Christian: Und woher weiß der die?

Abt: Von sich selbst – der arbeitet doch verdeckt caritativ oder so.

Christian: Der Herr Blechschmidt, der schreibt doch sonst über die Bundeswehr, oder?

Abt: Nur nebenbei. Hauptsächlich schreibt er über die Frau Hoff von der FDP. Und wenn die nicht kann, dann über Herrn Dr. Stinner. Der war früher auch FDP. Jetzt ist er wohl ganz für sich, wie man so hört.

Christian: Wie der Herr Wonka? Der ist doch auch immer ganz für sich.

Abt: Der Herr Wonka schreibt nur über sich selbst. So eine Art parthenogenetischer Selbstbefruchter. Der kommt auch oft zu uns und macht in Retreat.

Christian: Was Sie alles wissen...

Abt: Noch sind wir Katholiken ja gut vernetzt.

Christian: Deswegen bin ich hier. Man lernt nie aus. Höre ich.

Abt: Kennen Sie die Kristina Schröder?

Christian: Worauf wollen Sie nun wieder raus? Ich bin clean bis auf die Socken.

Abt: Der Spiegel schreibt, dass die Frau Schröder ihres Kindes wegen nie ins Morgenmagazin geht.

Christian: Das würde ich an deren Stelle auch nicht tun – das Kind erschrickt sich ja zu Tode, wenn es Mutti sieht und reden hört.

Abt: Wie meinen Sie das?

Christian: Ich meine nur, dass der Spiegel auch jeden Scheiß schreibt. Die Schröder ist noch nie ins Morgenmagazin eingeladen worden. Das hat sicher die Frau Anna Reimann verfasst. Die kommt ganz grob aus der Nähe von Pinneberg. Und wer wohnt wohl in Pinneberg? Der Ole Schröder, tja.

Abt: Frau Reimann kommt aus dem Osten Hamburgs und Pinneberg liegt im Norden.

Christian: Da können Sie mal sehen, wie man auch über Distanzen hinweg der Frau Schröder auf den Leim kriechen kann.

Abt: Kennen Sie den Joochen?

Christian: Wer soll das sein?

Abt: Das ist der neue Bundespräsident. Den nennt seine Enkelin Joochen mit zwei O. Und er schließt unmittelbar an Ihre Praxis an und sendet seine Freunde ins Fernsehen. Beim Jauch war eine Frau wohl aus dem engsten Kreis um den Präsidenten und hat ganz doll versucht, nette Sachen über ihn zu sagen. Das können Ihre Freunde inzwischen doch auch ganz gut.

Christian: Wie machte die Freundin sich denn so?

Abt: Ganz gruselig. Als Seelsorger mache ich mir da über alle Beteiligten so meine Sorgen.

Christian: Ich rufe den Joochen die Tage mal an und empfehle dem meine alten Freunde – die haben sich ja so schön eingegroovt in die schwere Materie.

Abt: Der Jauch hat Sie ja auch ganz schön auf dem Schirm – gibt es da eine alte offene Rechnung?

Christian: Lassen Sie mich wenigstens hier mit alten offenen Rechnungen zufrieden! Der Jauch verdient meinen Ehrensold doch in einer Minute – schon mit den Haribo-Bären, denke ich mal.

Abt: Das ist der Gottschalk.

Christian: Sage ich doch.

Abt: Jauch ist nicht Gottschalk.

Christian: Mir egal. Namen sind Schall und Rauch – mir sind die Menschen wichtig. Der Gummibär gehört zweifelsfrei zu Deutschland.

Abt: Sollen wir nun den Blechschmidt anrufen?

Christian: Gern, geben Sie mir den AB von Kilz, das ist der Chefredakteur.

Abt: Der Kilz ist pensioniert.

Christian: Egal, Hauptsache AB. Und dann muss ich mal den Dr. Kister sprechen, der soll irgendeinen Sammelfimmel haben.

Abt: Auch Retreat? Wir sind überbelegt.

Christian: Nee, nix gegen dem seinen Fimmel – ich will was loswerden. Von der Steinhauer & Lück GmbH & Co. KG in Lüdenscheid. 100 mm Band, 90 mm Stern. Goldbeschichtung mit Emaille. Ist aber Kupfer drunter – das ist Staatsgeheimnis! Das Ding heißt Sonderstufe des Großkreuzes und liegt bei uns nur rum. Gestern soll Linus sogar mit dem Bobbycar drübergesaust sein.

Abt: Ich rufe den Kilz mal an.

Christian: Kister, ich sagte Kister! Es wird Zeit, dass ich ein anständiges Büro bekomme und nicht auf Ihre netten, aber so laienhaften Dienste angewiesen bin, lieber Abt. Lassen Sie den Yeti vorfahren, ich muss zurück nach Großburgwedel.

Abt: Gehen Sie mit Gott!

Christian: Ich fürchte, das Auto ist schon voll.


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