Angelas Erweckung

Die Kanzlerin in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf

AM:
Liebe Genossinnen, liebe Genossen! Es sind harte Zeiten. Den Sarko und den Osama sehe ich häufiger als meinen lieben Joachim. Aber es lohnt sich auch, so oft auf Achse zu sein: Reisen bildet ja bekanntlich. Und weil ich im Jet auch immer mal ein Stündchen zum Lesen habe, will ich Euch heute an meinen Nachdenkfrüchten teilhaben lassen. Da las ich jüngst ein schönes altes, jedoch brandaktuelles Dokument. Ich rufe Euch vom Ahlener Programm aus dem Jahre 1947 zu: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert!“ Ist das nicht wahr? Ist das nicht schön? Ist das nicht gut?

Pofi: Ich kann deine Fersen nicht mehr sehen!

AM: Hauptschule, Kernkraft, Wehrpflicht und ausbeuterische Niedriglöhne haben unser Land an den Rand des Abgrundes geführt. Das dreigliedrige Schulsystem hatten wir in der DDR bereits überwunden, niedrige Löhne kannte keiner zwischen Elbe und Havel und mit der Kernkraft war es bei uns auch nicht weit her. Ich selbst habe ja als junge Frau in Lubmin gestanden und an der Baustelle in Stendal und in Rheinsberg sowieso und mit meinen tiefen Zweifeln an der Atomenergie gekämpft!

Pofi: Ich kann deine Schtimme nicht mehr hören!

AM: Heute sage ich Euch: Nicht nur der Strom – alleMärkte müssen reguliert werden, der Tobin kommt, die Transaktionsteuer und der Mindestlohn! Wie haben wir bisher ohne diese Eckpfeiler der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit leben können? Die Ahlerinnen und Ahler haben es damals schon gewusst, heute wissen auch wir!
Hundt: Champagner! Klasse! Sehr unverständlich, außerordentlich bedenklich! Das ist sogar möglicherweise der Stimmung in der Bevölkerung geschuldet!

Pofi: (schüttelt sich) Ich glotze im Strahl!

AM: Und das ist nicht das Ende. Wikipedia sagt: „Die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) ist eine 1945 gegründete christlich-soziale, liberale und wertkonservative Volkspartei in Deutschland.“ Liebe Genossinnen, liebe Genossen! Mit dem Gründungsdatum werden wir leben müssen: Der ganze Rest aber kann weg, muss weg, ist bald weg! Was bitte soll das heute noch sein: Liberal: Wie das Rösler? Wie der Schnarrenberger? Wie das Brüderle? Christlich: Wie der Horst oder wie Anette? Wie Algün oder Ivan? Wie ich oder Joachim? Wertkonservativ: Wie der KT? Das ist alles traditioneller Ballast der Geschichte, den wir so schnell wie möglich über Bord werfen müssen. Hoch über allen Wolken habe ich mir das modrige Grundsatzprogramm der CDU durchgeblättert. Wisst ihr eigentlich, was da alles steht? Das da zum Beispiel: „Nach christlichem Verständnis sind Mensch, Natur und Umwelt Schöpfung Gottes.“ Bitte was? Das Rösler – Schöpfung Gottes? Wo kommen wir denn da hin? Heute der und morgen die Schröder und der Bosbach und so seht ihr, wie absurd solche Kamellen sind.

Pofi: Ich kann meine Fresenien nicht mehr sehen!

Seibert: Die Sache wird untersucht und dann erklärt, nicht andersherum.

AM: Recht so – und dann die Griechen! Scherbengericht! Schierlingsbecher! Salami! Vicky Leandros! Was verdanken wir denen alles! Und auch die Demokratie – ja, das Volk wird viel zu wenig befragt! Wollen sie unseren
schönen Euro überhaupt? Und das ganze blöde Finanzgefüge? Und die eigenen Schulden, wer will so ein Zeug denn bloß? Fragen wir die doch mal und dann fragen wir uns! Fragen über Fragen – Papandreou voran! Wir sind nicht allein, wir werden getragen vom Willen des ganzen Volkes, auch von unseren nördlichsten Untertanen: Da twittert ein Unterstützer und ehemaliger Finanzminister aus dem schönen Schleswig-Holstein: „Mutiger Schritt vom Papandreou. Es geht um nichts weniger als Primat der Politik über Finanzindustrie.“ Na siehste! Ganz auf unserer Seite, der Mann. Der atmet Zukunft, der wird mein neuer Generalsekretär.

Pofi: Meine Fresse.

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