Was soll ich denn im Harz?

Bevor der Kongo zu uns kommt, gehen wir lieber zum Kongo

Spitzen von Staat und Regierung: Alli, allo, allongo! Wir ziehen in den Kongo! - Das Handtuch dient als Turban - Und Schuhcreme macht mich schwarz - Was soll ich denn im Harz?!

Regierung: Meine Damen und Herren! Kongo! Kongo! Da können wir doch nicht traurig zusehen!

Staat: Da kann der Deutsche an sich nicht wegsehen! Die Zeit des Abwendens ist vorbei.

Minister: Wenn ich da so hinschaue, dann kann man da nicht wegschauen! Deutschland wird auch am Kongo verteidigt.

Leiser Zweifel: Wo?

Minister: Am Kongo, sagte ich. Oder Elbe und Elster. Oder am Ural. Das ist nicht geografisch gemeint. Das ist Doktrin.

Leiser Zweifel: ?

Minister: Hab ich von meinem Vorgänger übernommen. Doktrin sagt, bevor der Kongo zu uns kommt, gehen wir lieber zum Kongo.

Leiser Zweifel: ??

Fischer: (MdB, CDU) Ja, Sie Zweifel Sie! Waren Sie da mal? Wenn Sie da mal nicht waren, dann halten Sie mal schön den Mund!

Experte: Na, das wäre ja dumm, da nicht hinzugehen. Wo wir doch schon so viel da getan haben in den letzen Jahren.

Fischer: Sage ich doch. Ich war da mal.

Leiser Zweifel: Aber ...

Minister: Es gibt immer welche, die unsere deutsche Außen- und Sicherheits- und Verteidigungspolitik nicht verstehen können und nicht verstehen wollen. Und nicht verstehen werden. Das sollen Struck und Kauder jetzt regeln. Beim nächsten Mal wird nicht so lange rumgehühnert! Ich sage nur: Sudan. Ich sage: Im Herbst. Ich sage: Dann müssen wir da mal was tun, denke ich.

Leiser Zweifel: Das befürchte ich auch.

Fischer: Ich fahr’ da mal schon mal hin.

Minister: (zu seiner Frau vor dem TV) Was hältst du von meiner neuen Doktrin: Bevor der Liberalismus zu uns kommt ...

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Präsident: Werte Kolleginnen und Kollegen! Nachdem wir nun mit den umfangreichen Baumaßnahmen am Reichstag fertig geworden sind, freue ich mich so sehr, Ihnen diese neue und innovative Architektur unserer Republik vorstellen zu dürfen. Auf dem ehemaligen Rasen vor dem Reichstagsgebäude, den wir so tapfer gegen wilde Fußballer verteidigt haben, wurde nun endlich eine ordentliche Schwarzdecke ausgebracht. Mit Grün ist es nun vorbei! Flächendeckend schwarz: Das sei unsere Parole!

Und auf dieser wunderbaren Fläche entsteht nun in Originalkopie das Olympiastadion von 1936 vor unser aller Augen! Wie wunderbar, wie innovativ, wie geschichtsbewusst! Ja, so kann sie sein, die neue Republik. Als Sponsor dieser neuen Monumentalistik haben wir den bekannten Sportartikler Adolf Dassler gewinnen können. Ein Ausbund an allem Guten. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen. Nur dies eine noch: Wir hatten auf all diese Entscheidungen keinerlei Einfluss und haben sie ausführlich im Ältestenrat debattiert.

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Ursula: Liebe Schwester Bischöfin, lieber Bruder Kardinal! Ich freue mich so sehr, Euch beide zu meiner schönen Erziehungsaktion eingefangen zu haben!

Kardinal: Werte Frau Bundesministerin von den Leiden! Sie wissen wohl, wie es der katholischen Kirche zu Mute ist, wenn sie zu Hofe geladen wird: So gut, so gut. Ihre Worte laben, Ihre Taten tragen süße Milch in sich. Der Erdkreis freut sich. Und ich muss nicht den ganzen Tag an die finanzielle Scheiße denken, die in Berlin so arg auf unseren Seelen lastet.

Ursula: Lieber Kardinal, das kenne ich so gut. Auch hier in den Niederungen der Politik wird den lieben langen Tag von der Not des Geldes gesprochen und keiner will auf meine schönen Worte von der tiefen Krise der Erziehung des Menschen hören.

Bischöfin: Zu Hofe, liebe Schwester Ursula, gibt es den einen oder den anderen, der sich wird überzeugen lassen. Das Christentum ist nun einmal die tangentielle Wurzel unserer Quadrate.

Ursula: Der Mensch muss wieder an die hehren und tragenden Ziele unserer Gesellschaft herangeführt werden: Pünktlichkeit und Sauberkeit, Bügelfalte und Ehrgefühl – wo sind sie geblieben? Und wo sind sie besser aufgehoben als im Schoße unserer christlichen Kirchen? Jeder staatliche Kindergarten spricht diesen Werten doch Hohn, von den Familien in unserem Lande ganz zu schweigen!

Kardinal: Hic Ursula, hic salta!

Bischöfin: Ich gebe auch die Ökumene zu bedenken. Ohne die anderen Religionen oder sogar die Eltern geht es ja wohl nicht.

Ursula: Später, liebe Bischöfin, später! Die sollen erst mal selbst die Sache mit der Bügelfalte lernen.

Bischöfin: Na gut, Sie haben mich schon überredet. Wir Christen müssen zusammenhalten, gell?

Ursula: Leider auch gegen unser geliebtes Volk.

Kardinal: Dieses Leiden liegt schwer auf unseren Schultern.

Ursula: Amen. Amen. Amen.

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