Um Himmels willen, tun Sie etwas!

Offener Brief an den Regierenden Wowereit von Groß-Berlin

Sehr geehrter Bürgermeister von Berlin, Wowereit!

Das Jahr beginnt ganz frische und mit Elan, und ich möchte die erstbeste Gelegenheit ergreifen, Ihnen mal so ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben, damit Sie in unserer Bundeshauptstadt ein erfolgreicher und angesehener und attraktiver und primaklasse Bürgermeister werden.

Fangen wir mal mit dem größten Berliner Problem an: der Opposition. Der Zellteiler oder wie der Mann lautet. Der Mittewuschel mit dem Thiersevonfrüherbart. Und sein Zimmer. Also diese beiden Respektsbeutelchen ziehen das ganze Antlitz der Stadt doch in die Tiefe! Mal für was und dann dagegen. Dann eines Besseren belehrt. Und dann weg und dann wieder da und ... Tun sie etwas! Nur den Flierl von der Opposition, den lassen Sie uns mal schön, den brauchen wir noch für diese Kolumne, der ist später dran.

Und dann das zweitallergrößte Problem: Ic finde ja janz troken, dass Sie mal sacte anfangen koennten selber zu regieren. (von der Redaktion leicht bearbeitet)

Dann das dritte: der Bankenskandal. Nun sehen Sie sich das mal an! Ist zwar im Bezirk von Rübezahl-Mittewuschel, aber doch immerhin in Ihrer Stadt! Keene zwei Wochen da, schon voll verklebt und besudelt und einfach eklig. Bitte, Herr Bürgermeister! Tat! Aktion! Schwuppheididupp, da kann man doch was tun müssen sollen. Wir werden Ihnen dankbar sein. Und dem Platzherrn, dem Architekten oder dem Flächendesigner oder dem Hans Stimmann, wenn er es denn war, dem können Sie ruhig mal die Rute zeigen ob solch platzender Minderleistungen. Der ganze Platz mit dem verkrüppelten Brunnen ist doch eine pure Katastrophe! Darauf ein Kaugummi mit Billigrestpils und eine alte Fluppe!

Dann kommt die echte Supersache, das müssen Sie mal mit dem Manfred Stolpe besprechen: Wenn man gegen das Ekelgefühl gewonnen hat, auf der Bank Platz genommen und die Augen ganze dolle zukneift, dann kann man ihn erspähen: Deutschlands einsamsten Mautomaten. In der Ecke steht er da, platt an die Wand gedrückt in einer schon für Kleinst-PKW völlig unpassierbaren Straße am Schiffbauerdamm. Steht und wartet. Einfach so. Alleingelassen. Ungefüttert. Keine Sau die maut. Keine Mau die saut. Nur das Bundesamt für Güterverkehr, Außenstelle IIII/6/56, passt auf ihn auf. Wowereit, tun Sie etwas! Zahlen wenigstens Sie!

Denn dann können Sie ja mal voll bemautet weiter zu den Holzkreuzen fahren, die so gern an die Mauer erinnern wollen und an den Holocaust an der Grenze, wenn ich mich da nicht täusche. Und die von einer komplett (... von der Redaktion gestrichen) Frau Hildebrandt aufgestellt wurden, die Ihren Müll zu Hause nicht mehr los wird. Und ihn einfach in die Gegend stellt. Oder ans BMF hängt. Oder Wrap-Aktionen wie an der kleinen Grenzbude damit macht. Wir erwarten Schlimmeres, wenn Sie da nicht sofort! Wir leben schließlich in der Hauptstadt und nicht in Kleinbonum! Oder? Als Nächstes hängt die Frau noch Grundsätze einer ordnungsgemäßen Haushaltsführung ans Rathaus!

Die Kleinbonum-Klausel ist ja auch so ein Ding. Sie sollte lauten: „Alles, was Berlin nicht zahlen kann, ist Aufgabe des Bundes und hat sofort erstattet zu werden.“ Gute Idee, Wowi! Aber was ist daraus geworden? Klausel neu: „Berlin ist die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland.“ Dieser Anspruch ist doch wohl etwas hoch gegriffen, oder?

Ich habe da als Seglerin den bösen Verdacht, dass der Bürgermeister den Versuch unternimmt, jeden Tag zwischen zwei roten Tonnen hindurch zu schippern und sich bei diesem Unterfangen ganz gewaltig verpeilt hat. Die direkte Linie zwischen zwei roten Tonnen (auch zwischen zwei grünen übrigens) führt unmittelbar ins Flache und dann plautz gegen das Ufer. Willst Du da hin, lieber Bürgermeister?

P.S. Übrigens: Die Frau Pieper ist nun wieder frei und bereit, in jedes Kabinett einzutreten. Der Westerwelle auch, aber der weiß es natürlich wieder als Letzter.

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