Hack! Zack! Ab!

Das Berliner Bahnhofsdach gehört verlängert, Hartmut Mehdorn nicht

Heute wollen wir unser geneigtes hauptstädtisches Auge einmal auf den Dachschaden im Zusammenhang mit Hartmut Mehdorn richten.

Nicht ohne zuvor einen kurzen Besuch am Lützowplatz zu machen, in dessen Nachbarschaft die Parteizentrale der CDU ihre Archenform Richtung Westen beugt. Ganz entgegen der vordergründigen Meinung, diese Denkfabrik merkelschen Untuns sei der dieser Orten dominante wie auch architektonische Skandal, werden wir sofortamente eines Schlechteren belehrt, wenden wir uns am anderen Ufer des Landwehrkanals den Einfamilienhäusern des Oswald M.Ungers sel. A. zu.

Auch wenn Sie es bisher nicht gewusst haben, wenn Sie sich gar nicht für Häuser und Häuserbauer interessieren sollten: Was hier dem Abriss entgegenrottet, ist seit der ersten Blaupause auf dem Tisch des sel. A. Ungers eines der dämlichsten Gebäude der gesamten Stadt Berlin, welche an dämlichen Gebäuden nicht eben arm ist.

Diese so genannte „Wohnanlage“ hat uns Ungers Ende der siebziger Jahre in die Baulücke gekotzt. Der Mieterbund schreibt dazu: „Die Front … wirkt etwas abweisend, doch hat jede der Sozialwohnungen eine 30 Quadratmeter große, nach hinten gelegene Terrasse.“ Na super! Stadtverschandelstil. Aber nach hinten raus echt schön. Man sollte alle Architekten des Bauschutts einfach mal drei Wochen mit Ausblick auf ihre eigenen Fronten einsperren.

Den Mehdorn sowieso. Der gehört aus 1000 Gründen eingesperrt. Mit Panoramaaussicht auf all den Mist, den dieser Schienenkrieger an jedem unseligen Tag seines Erwerbslebens verzapft.

Aus sehr gut unterrichteter Quelle wissen wir, dass der lütte Hartmut schon als Kind Regenwürmer an die Börse bringen wollte und sie zu diesem Zwecke vorn und hinten mit Muttis Nagelschere kappte. Aus eins mach drei, dachte sich unser zukünftiger Schwellen-Napoleon. Später erhielt er Lokalverbot in allen Eiscafés seines Heimatortes, da er die Angewohnheit hatte, das Bananensplit mit zwei gezielten Handkantenschlägen neu zu formatieren und die Reste unter Geschrei angeekelt dem Ober in die Hand zu drücken. Nicht ohne sofort ein neues Bananensplit auf Kosten des Hauses einzufordern, versteht sich.

Gurken, Currywürste, beste Stücke: Nichts war vor dem Karateästhetizismus unseres Mannes sicher. Da war es schon fast schicksalartig kongenial, dass der Architekt von Gerkan dem Mehdorn mit dem Entwurfe des Berliner Hauptbahnhofes schon wieder eine Bananenform auf den Elfmeterpunkt gelegt hat. Hack, Zack, Ab! Und wie weiland die Regenwürmer, die Curry-Weiss-Brat-Wiener-Würste, Muttis Gesichtsgurke: an beiden Enden abgebissen, ausgespuckt und weggeschmissen.

Dem Hartmut sind Bahnhöfe, Lokführer, Passagiere allen voran, Schienen und sonstiges Fahrzeug so vollständig egal, dass es sich förmlich aufdrängte, ihn zum Chef der Deutschen Bahn zu machen. Kannten die Verantwortlichen aber auch dessen Kappungsphilie? Seine Abschnittsneurose? Seinen Zerteilungswahn?

Tief im Inneren hat unser Hacker es geahnt, dass das Volk auf ganze Dächer steht, dass sich die Retter der Verlängerung würden durchsetzen können, dass am Ende seiner Schreckensherrschaft ein Reichsbahnhofsdachverlängerungshauptschluss drohte. Nun gut, wenn also dieses Schandzeichen schon nicht auf Dauer an den Schnitter würde erinnern können, dann sollte es eben ein anderes sein.

Da dachte Mehdorn an den Mut von Ungers sel. A., der sich neben einzelnen Kleinodien seines Schaffens stets wieder und stets gern Vollausfälle gönnte und an seine, des Mehdorns Zeit bei den Heidelberger Druckern. Und schiss uns vom gleichen Künstler wie in Heidelberg einen Aluminiumhaufen in Pferdeform vor die Bahnhofstür.

Das Dach gehört verlängert. Mehdorn gehört nicht verlängert. Und dieses Pferd in den Vorgarten seines – hoffentlich von Ungers sel. A. gebauten – Einfamilienhauses.

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