Fällt die Klimakatastrophe aus?

In Europa ist "Kyoto" zum Mantra geworden: Wer den Klimawechsel bezweifelt, gilt als Häretiker. Dabei hat die "Erwärmungsfraktion" bis heute keine Beweise geliefert, meint der Journalist JÜRGEN KRÖNIG. Ihm antwortet im folgenden Beitrag Hans-Jochen Luhmann

Das Klima der Erde und die Verantwortung der Menschen - eigentlich scheint alles so klar und einfach: Unser Planet wird wärmer, und wir sind schuld daran. Höchste Zeit also, das Ruder herumzureißen, falls überhaupt noch Zeit bleibt. Die zunehmend dramatischeren Prognosen des Klimarates Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen, wirken wie die logische Fortsetzung jenes Ökokatastrophismus, der mit Macht in den siebziger Jahren begann, als der Club of Rome vor den Grenzen des Wachstums warnte. Bücher wie Ende oder Wende von Erhard Eppler oder Herbert Gruhls Ein Planet wird geplündert entsprangen unterschiedlichen politisch-ideologischen Lagern, doch setzten sie eine intellektuelle Tradition fort, zu der auch ein Geschichtsphilosph wie Arnold Toynbee zählte, der die Menschen als technologische Giganten, aber moralische Pygmäen bezeichnete, unfähig, ihre selbstzerstörerischen Tendenzen zu bändigen und vorausschauend zu handeln, im Interesse des Überlebens der eigenen Spezies.

Der anthropogene Treibhauseffekt, die vom Menschen verursachte Erwärmung des Erdklimas, wurde zum Menetekel, zur bislang größten Herausforderung des Fortschrittsglaubens, der mit der Aufklärung seinen Triumphzug begonnen hatte. Mit der Erwärmung der Erde und dem dadurch bewirkten Klimawandel scheint jene Katastrophe heraufzuziehen, die den Philosophen Hans Jonas vor mehr als einer Dekade, bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, fragen ließ, wie viel Katastrophe der Mensch denn brauche, um die Folgen seines Handelns zu begreifen und umzukehren.

In der Debatte um Erwärmung und Klimawandel sind die Rollen von Gut und Böse klar verteilt. Auf der Seite des Lichts steht derjenige Teil der wissenschaftlichen Zunft, der sich um den Klimarat der Vereinten Nationen schart, NGOs, Umweltorganisationen und die Staaten der Europäischen Union. Sie alle verlangen entschiedenes Handeln. Stichwort Kyoto, die Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen, allen voran von Kohlendioxid - ob es nun aus Schornsteinen, Kraftwerken oder Auspuffrohren der Autos entweicht. Dagegen steht die Riege der uneinsichtigen Umweltfrevler, die Kyoto ablehnen, angeführt von den Vereinigten Staaten, zu denen sich nun auch Russland gesellt hat.

In Europa ist Kyoto zum Mantra geworden. Wer auf die Verwirklichung dieses Abkommens pocht - und alle europäischen Regierungschefs von Schröder bis Blair tun das - weiß sich im Einklang mit Zeitgeist, überwältigender Medienstimmung und einflussreichen wissenschaftlichen Bastionen. Zweifel am gängigen Klimaszenario anzumelden gilt als unverzeihliche Häresie.

Die Apokalypse als Glaubensbekenntnis

Gewiss gab es von Beginn an Einwände gegen die These vom anthropogenen Treibhauseffekt. Doch diese kamen oftmals von verdächtiger Seite, von Institutionen, die von der Kohle- und Ölindustrie finanziert wurden. Oder von rechten Denkfabriken, die entschlossen sind, den American Way of Life gegen die Anmaßungen ökologischer Untergangspropheten zu verteidigen. Wer wollte bezweifeln, dass Corporate Science, eine Wissenschaft im Dienste ökonomischer Interessen, zum realen Problem geworden ist?
Aber daneben wurden stets auch gut begründete Einwände gegen den Erwärmungskonsens erhoben, die auf unzureichende Daten und Kenntnisse verwiesen und die "Klimaapokalypse" als das politisch korrekte "Glaubensbekenntnis" unserer Zeit bezeichnen, wie ein zürnender Professor Bert Küppers dies schon vor einigen Jahren in der Frankfurter Allgemeinen tat. Küppers steht nicht allein mit dieser Auffassung. Aufsehen erregt die scharfe Stellungnahme, mit der sich Professor Freeman J. Dyson von der Princeton University in den USA vor drei Jahren zu Worte meldete. Dyson, einer der renommiertesten Physiker der Welt, warnte vor der "ernstlich irreführenden Darstellung" der Erwärmungsproblematik. Die Klimaforscher wüssten weder, wie viel Kohlendioxid von Meeren oder Wäldern absorbiert würde, noch hätten sie Kenntnis darüber, ob mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre gut oder schlecht sei für die Erde. Harsch fällt Dysons Urteil über die Klimamodelle des IPCC aus, die er allesamt für "untauglich" befindet, weil sie auf unzuverlässigen Daten basierten. Seine Warnung an Politiker und Öffentlichkeit: "Glaubt den Zahlen nicht, auch wenn sie aus einem Supercomputer kommen."
Die Propheten haben keine Beweise geliefert

Könnte es sein, dass die Treibhausfrevler im Weißen Haus und im Kreml, wie fragwürdig ihre Motive auch sein mögen, Recht haben, wenn sie sich gravierenden Einschnitten verweigern? Die Treibhausemissionen drastisch herunterzufahren hätte weit reichende, womöglich katastrophische ökonomische, soziale und politische Folgen. Freimütig sprach die Energiekommissarin der EU, Loyola de Palacio, kürzlich erst von einem "selbstmörderischen Akt", sollte die Europäische Union die Maßnahmen von Kyoto im Alleingang verwirklichen.

Wer eine Politik fordert, die unseren Gesellschaften Wachtumsverzicht abverlangt, muss es sich gefallen lassen, dass seine Argumente genauestens geprüft werden. "Außergewöhnliche Behauptungen bedürfen außergewöhnlicher Beweise", hat der Astronom Carl Sagan festgestellt. Doch eben daran hapert es. Die Propheten der bedrohlichen Erwärmung sind die Beweise schuldig geblieben, auch wenn ihre Prognosen immer düsterer wurden. Der letzte, bislang dritte Klimareport der Vereinten Nationen sagt voraus, die Durchschnittstemperaturen würden in diesem Jahrhundert um bis zu 5,8 Grad Celsius steigen; zugleich spricht er von einer Erhöhung des Meeresspiegels von bis zu 88 Zentimetern.

Doch entgegen dem Eindruck, der im Executive Summary des Berichtes erzeugt wird, gibt es eher mehr als weniger offene Fragen. Entscheidende Elemente des anthropogenen Erwärmungsszenarios ließen sich nicht untermauern: Die Aussagen über höhere Temperaturen in Meer und Atmosphäre, über den Anstieg des Meeresspiegels, sogar die über das Abschmelzen der Eispanzer der Erde. Das Bild ist widersprüchlich: Manche Gletscher, die in den Alpen, schmelzen ab; jene in Skandinavien dagegen dehnen sich aus. Und die des Kaukasus bleiben stabil. Nachdem jahrelang behauptet wurde, die Eisdecke des Nordpols schwinde dahin, soll nach Sonarauswertungen des Polarforschungsinstitutes in Cambridge die Eisdecke der Arktis sogar wieder zunehmen. Professor Niels-Axel Mörner, schwedischer Präsident der INQUA-Kommission zum Studium der Veränderungen des Meeresspiegels, weist die These vom fortschreitenden Anstieg des Meeresspiegels zurück. Messungen haben sie nicht bestätigt. An den Küsten der Malediven - angeblich in Gefahr, binnen weniger Jahrzehnte im Meer zu versinken - brechen sich nach neuesten Erkenntnissen die Wellen keinen Zentimeter höher.

Die Sonne strahlt nicht immer gleich stark

Nach wie vor existiert ein eklatanter Widerspruch zwischen den Temperaturen, die auf der Erde und denen, die in den höheren Schichten der Atmosphäre gemessen wurden. Die Daten von Wetterballons und Satelliten signalisieren keine Erwärmung, obgleich die obere Schicht der Atmosphäre merklich wärmer sein müsste, weil sich dort die Treibhausgase, Kohlendioxid, Methan und FCWKs akkumulieren. Die Messungen auf den Bodenstationen, die einen Temperaturanstieg registrierten, sind dagegen stärker als bislang berücksichtigt, von Wärmeinseln urbanisierter Regionen beeinflusst worden. Überhaupt wurden die Folgen von Verstädterung, Entwaldung und Landwirtschaft und die sich daraus ergebende Klimaveränderung ungenügend berücksichtigt. Eine höchst kontroverse Diskussion dreht sich um eine Kernfrage: Wie viel der Erwärmung geht auf die Zyklen der Sonne zurück? Seit 1980 wurde die Welt offenbar um 0,3 Grad Celsius wärmer. Fluktuationen in der Strahlung der Sonne bewirkten mindestens die Hälfte des Anstiegs, sagen nun Forscher. In den Computermodellen des IPCC wird die Sonne dagegen als konstanter Faktor behandelt.

Zerbröckelt das Kohlendioxid-Paradigma?

Den Kassandras der Klimapolitik weht ein schärferer Wind ins Gesicht, nachdem sie jahrelang ziemlich unangefochten dominiert hatten. Auch die Erkenntnisse der Klimahistoriker erschüttern den Erwärmungskonsens. Angesichts verschiedener Forschungsergebnisse der Klimapaleontologie spricht der Amerikaner Thomas Crowley vom "Zerbröckeln des gesamten Kohlendioxid-Paradigmas". In der Vergangenheit lagen Temperaturen oftmals deutlich höher als heute, obgleich der Anteil des Kohlendioxids in der Atmosphäre sehr viel geringer war. Eisschichten haben sich in Zeiten ausgedehnt, in denen es angesichts eines steigenden Anteils an Kohlendioxid eigentlich zum gegenteiligen Effekt hätte kommen müssen. In dem Buch Mit der Erde leben, herausgegeben von Professor Friedrich-Wilhelm Wellmer, Präsident der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften, heißt es, es sei nach wie vor "unklar", ob der Anstieg von Kohlendioxid vom Menschen verursacht worden sei oder, "was wahrscheinlicher ist, auch ein Rückschwung des Klimas aus der Kleinen Eiszeit in ein neues Klimaoptimum ist".

Stichwort Kleine Eiszeit: Gegen Ende des Mittelalters begann diese kühle Periode, die klirrend kalte Winter nach Europa brachte. Schelde und Rhein waren monatelang zugefroren, wie die Gemälde alter niederländischer Meister dokumentieren. Auf der Themse hielt man Volksfeste ab. Vor dieser Kälteperiode, die womöglich ein globales Phänomen war und nicht nur auf die nördliche Hemisphäre beschränkt, lag die Phase des so genannten Klimaoptimums. Weite Teile von Grönland - daher der Name "Grön" - waren grün und frei von Eis, was zur Blütezeit der Wikingerkultur führte. Die Hälfte der riesigen Landmasse Grönlands konnte für Ackerbau und Viehzucht genutzt werden. Die Kleine Eiszeit in Europa endete um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum. Seither stiegen die Temperaturen an, bis sie zwischen 1940 und 1970 leicht sanken. Das löste in den siebziger Jahren Warnungen vor einer neuen Eiszeit aus. Seit den Achtzigern setzt sich die Erwärmung wieder fort. Die Computermodelle des UN-Klimarates haben nach Meinung der Kritiker weder das so genannte Klimaoptimum noch die Kleine Eiszeit berücksichtigt und versuchen nun, konfrontiert mit mehr Forschungsresultaten, sie als regionale Abweichungen abzutun.

Die Opposition wittert Morgenluft

Im Klimarat scheint sich eine bedenkliche Vermischung von Politik, Wissenschaft und Umweltkampagne vollzogen zu haben, die auf einen stromlinienförmigen Zuschnitt der Forschung abzielt. In Wahrheit jedoch wird das Gesamtbild eher konfuser, je mehr Daten verfügbar werden. Kein Wunder, dass die Opposition sich ermutigt fühlt. Professor Richard Lintzen, Meteorologe am MIT in Massachussetts, erhebt massive Vorwürfe gegen die "Wissenschaftsfunktionäre" des IPCC. Sie verfälschten in ihren Zusammenfassungen die Realität. Es gebe selbst unter den Hunderten von Wissenschaftlern, die an Projekten des Klimarates arbeiteten, keinen Konsens über die Erwärmung; die Autoren des Klimareports führten Regierungen wie Öffentlichkeit bewusst in die Irre. Ein harter Vorwurf, der nicht unverdient erscheint angesichts der sorgfältig gedrechselten Sprache des Executive Report for Decisionmakers sowie der Art und Weise, in der dort wissenschaftliche Evidenz heruntergespielt oder unterschlagen wird, die der These von der menschengemachten Erwärmung der Erde widerspricht.

Beinah zwangsläufig erwuchs aus dieser Präsentation die Verkürzung in den Medien, die sich ohnehin begieriger denn je auf Horrorszenarien und Katastrophen stürzen. Ungewöhnliche Wetterverhältnisse - Stürme und Überschwemmungen, Regenfälle und Dürre, Hitzewellen und Kälteeinbrüche: Alles gerinnt zum Beweis für die Realität des von Menschen gemachten Treibhauseffekts. Medien, Politiker und Wissenschaftler sind gleichermaßen an diesem unredlichen Spiel beteiligt. Dabei bestätigen die Meteorologen, dass sich Wetterausschläge und Temperatursprünge nach wie vor im Bereich normaler Klimaverhältnisse bewegen.

Überhaupt gehen in der aufgeregten und verkürzten Klimadebatte einige fundamentale Fakten unter: Der Normalzustand der Erde ist die Eiszeit. Warme Phasen, die in der Erdgeschichte leider die Ausnahme darstellen, sind angenehm für Menschen, Tiere und Pflanzen. Zumal wenn die Zahl der Erdbewohner rasant wächst und damit auch der Bedarf an Acker- und Weideland, um hungrige Mäuler zu stopfen. Kalte Jahre waren stets die Hungerjahre der Menschheit - weshalb der kürzlich verstorbenen britische Astronom Sir Fred Hoyle den Klimawarnern entgegenhielt, die wahre Gefahr für die Menschheit sei die Eiszeit, deren Auslöser wir bis heute noch nicht verstehen. Sein etwas frivoler Rat: Lasst uns mehr Treibhausgase denn je in die Atmosphäre pumpen, um die Abkühlung zu verhindern!

Ohne Kohlendioxid gäbe es kein Leben

Noch etwas wird geradezu sträflich verschwiegen in den Schreckensszenarien, die neuerdings selbst die Planer des Pentagon dazu bewogen haben, ein gruseliges Bild der nahen Zukunft zu entwerfen. Kohlendioxid ist kein Umweltgift, sondern ein Leben und Wachstum spendendes Gas, ohne das es kein Leben gäbe. 95 Prozent aller Kohlendioxid-Emissionen sind natürlichen Ursprungs. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt herrschten auf der Welt lebensfeindliche Temperaturen von minus 18 Grad Celsius. Verdunstung und Wetterprozesse wiederum bilden ein wohl funktionierendes Kühlsystem. Ohne die natürliche Kühlung der Erde wiederum wäre es mit 55 Grad Celsius unerträglich heiß. Der Anteil der von Menschen freigesetzten Treibhausgase in der Atmosphäre beträgt zwei bis drei Prozent. Den Rest liefern Meere, Böden, Vegetation und Vulkane.

Wir lernen ständig - und wissen nur wenig

Im Kern geht es im Klimakrieg um die Frage, ob das Kühlsystem den zusätzlichen Treibhauseffekt des Menschen auszugleichen vermag oder nicht. Von einer schlüssigen Antwort sind wir weit entfernt - auch wenn der gegenteilige Eindruck erweckt wird. Das komplexe globale Klimasystem mit seinen positiven und negativen feedbacks wird nur unzureichend, teilweise gar nicht verstanden. Das sehr verklausulierte Eingeständnis lässt sich sogar im Klimareport entdecken, wenn auch nicht in seinem Executive Summary. Wir lernen ständig dazu, über den Einfluss von Sonnen- und Mondzyklen, die ebenfalls massiv unterschätzt scheinen, über den Wasserdampf als einflussreichstes Treibhausgas, über das Zusammenwirken von Ozeanen, von Kalt- und Warmströmungen, von Wolken, Sonnenstrahlung und Atmosphäre. Einen Beleg für die fortdauernde Ungewissheit lieferten britische Physiker: Die Erde strahlt heute weniger Wärme ins All ab als noch 1970, fanden sie heraus. Ob das zur Erwärmung oder Abkühlung des Weltklimas führen wird, können sie nicht sagen.

In heißen Zeiten sind kühle Köpfe gefragt. Bildet sich erst einmal ein Konsens über eine Hypothese heraus, verwandelt diese sich unter dem Gewicht institutioneller Akzeptanz rasch in ein Dogma, das nicht mehr hinterfragt wird. Auch Wissenschaftler erliegen leicht dem Herdentrieb, folgen dem dominanten Paradigma, weil es beruflichen Aufstieg, Titel und Forschungsgelder verheißt. Erkenntnisse, die das herrschende Paradigma erschüttern könnten, werden ausgeblendet. Diese Mechanismen hat Thomas Kuhn in seinem epochalen Werk über die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen beleuchtet. An Aktualität hat es nichts eingebüßt, im Gegenteil. Unsere Epoche brachte die größte Zahl von Wissenschaftlern hervor, die jemals existierte. Doch niemals zuvor war die Zunft so bürokratisiert und hierarchisch strukturiert wie heute.

Die Erwärmungsfraktion darf es sich nicht zu leicht machen. Es ist nicht ratsam, mit unzureichenden, dramatisierenden Trendextrapolationen Stimmung zu machen. Es gibt nur eine Konstante - den Klimawandel selbst. Er prägte die Geschichte der Erde wie der Menschheit. Der Mensch trug zu den Veränderungen bei, durch Rodung, Ackerbau und Verstädterung. Sein Überleben hing ab von Anpassungsfähigkeit und Erfindungsreichtum. Eine Illusion ist es zu glauben, wir könnten ein "nachhaltiges" Klima schaffen. Die Philosophie, die das Abkommen von Kyoto hervorbrachte, basiert auf der waghalsigen Annahme der "Kontrolle": Man könne einige wenige von unzähligen Faktoren verändern, in diesem Fall den Ausstoß von Kohlendioxid, und dadurch das Klima der Erde "managen".

Wird die Angst instrumentalisiert?

Führende Verfechter der dominierenden Lehre kennen die enormen Schwachstellen der Erwärmungsthese. Warum dann die Verve, mit der sie politisches Handeln fordern? Eine mögliche Antwort lautet, dass die Angst vor dem Klimawandel als Mittel eingesetzt wird, um die Menschheit abzubringen von dem Weg des technisch-zivilisatorischen Fortschritts, der auf endlosem Wachstum basiert - bevor dieser Weg tatsächlich an jene Grenzen des Wachstums führt, mit denen die Pessimisten des Club of Rome irrigerweise schon vor Jahrzehnten gerechnet hatten. Irgendwann, so mögen die Warner denken, wird es unweigerlich zu einer katastrophischen Überstrapazierung von "Gaia" kommen, wie der Biologe James Lovelock den sich selbst regulierenden Superorganismus von Erde und Biosphäre getauft hat. Grenzenloses Wachstum, das Credo unserer Zivilisation, ist mit einem endlichen planetaren System auf Dauer nicht vereinbar. Vielleicht wollen uns die Klimaapokalyptiker mit der Erwärmungsstory zur Umkehr bewegen. Weniger Abgase, weniger Emissionen gleichen ein wenig jenem Ablass, mit dem man einst seine Sünden abbüßen konnte.

Ein hochrangiger Diplomat, der seit Jahrzehnten vor dem Klimawandel gewarnt und Regierungschefs beraten hat, schwieg lange, als ich ihm diese Deutung vorschlug. Er kannte alle Widerspräche und Ungereimtheiten der Erwärmungsthese. Dann nickte er. Es wirkte wie Zustimmung. Auf internationalen Konferenzen und in Staatskanzleien tritt er weiterhin für Kyoto und eine Politik noch viel drastischerer Einschnitte ein. Sollte sich am Ende herausstellen, dass die These von der anthropogenen Erwärmung nicht stichhaltig war, sondern ein Vorwand, um uns zur Umkehr zu bewegen, dürfte sich das rächen. Weil sie dann den "Hedonisten" in die Hände spielen würde, die keinerlei Grund sehen, schonender mit der Erde und ihren finiten Ressourcen umzugehen.

zurück zur Person