"Die Sozis haben da so einen Agenda"

Frau Pieper hat verstanden - andere aber üben noch

18: Jausa, jausa, wir sind das Problem los! Knall, Kork, knall! Wurde ja langsam zum Übel für die ganze liberale Familie! Und die Partei! Und die Bundesrepublik! Und unser Verhältnis zu den europäischen Nachbarn! Und zu Hildegard auch.


Pieper: Ganz deiner Meinung. Endlich. Wie gut, dass das jetzt gelöst ist, dieses Problem. Ja. Finde ich total auch. Werde ich auf meiner Wepp-Seite veröffentlichen. Die heißt "Conny-Leben".


18: Also stimmst du zu?


Pieper: Sicher. Total. Sonnenklar. Man, wird das schön ohne das Problem!


18: Dann gehe ich jetzt damit an die Presse. (wendet sich zu den laufenden Kameras um) Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Ihnen in meiner gewohnten Klarheit und liberitalen Eindeutigkeit sagen, dass die gesamte Familie der FDP in einer durch mich gestalteten Debatte nun unser größtes, ich möchte sagen, unser gravierendstes Problem gelöst hat: Frau Pieper ist nicht mehr Generalsekretärin der Partei.


Pieper: (fällt um)


18: Claudia dachte doch wirklich, es ginge um Mölle. Vom Pferd getreten. Operation Hufschlag, würd ich mal sagen.


Pieper: (wacht auf) Alles, nur das nicht! Ich heiße CORNELIA! (fällt wieder um)


18: Nun, meine Damen und Herren, möchte ich Ihnen im Namen der libidinösen Familie unser neues Projekt vorstellen. Einen echten gelben Knüller, mit dem wir die Hoheit über den Marktplätzen und Kinderbetten wieder erringen werden. Das neue Projekt lautet: 17 plus. Mit 17 meinen wir siebzehn und mit plus meinen wir plus. Da sind zwei Elemente von hoher Priorität in der Debatte von morgen vereint. Und außerdem sind wir gegen den Krieg. Auf diesen Weise kehren wir zurück in den Schoß der Mehrheitsfähigen in Deutschland. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Pieper: (aufgeweckt) Lassen Sie mich als Generalsekretärin hinzufügen: Wo die Mehrheit ist, da sind wir auch.

18: (fällt um)


Koch: Frau Piiiper, halloooo! Aufwachen!


Pieper: Das ist der Guido, den Sie da so anschreien. Ich bin hier.


Koch: Ihr seht euch aber ähnlich.


Pieper: Danke. Das hebt.


Koch: Gestern habe ich ne Frau getroffen, die sah aus wie der Teltschik.


Pieper: Die kenne ich auch. Kommt aus meinem Wahlkreis. Frau Teltschik, meine ich.


Koch: Die Frau von dem Teltschik kann doch nicht aussehen wie der Teltschik! Der hat doch nicht seine Mutter geheiratet oder so oder seine Schwester. Sag ich mal.


Pieper: In meinem Wahlkreis ist schon allerhand los, finden Sie nicht? Steht alles auf meiner Wepp-Seite.


Koch: Bald ist Kirchentag. In Berlin, meine ich gelesen zu haben. Ökumenisch soll der sein.


Pieper: Jetzt machen Sie bloß nicht den blöden Witz mit ökonomisch und so. Ich kenn den Unterschied total gut.


Koch: Gehen Sie da auch hin?


Pieper: Klar! Mit dem Laurenz und dem Olaf und dem Friedman - wir alle zusammen sind da voll da. Messehalle 26a, Messedamm 22 am Donnerstag um drei. Wenn Sie das genau wissen wollen. Und was das Tollste ist: Der Oskar vom Hügel, der kommt auch! Man, wie ich mich da schon freu, Rolli!


Koch: Ich geh da auch hin. Leider steh ich als Kurt Koch und Bischof im Programm. Muß da mal anrufen. Nach der Veranstaltung will ich mir die symphto-thermale Methode für gegen Empfängnisverhütung angucken. Soll total spannend sein, wie die das machen.


Pieper: Machen die das da am Messestand? Ist der am Donnerstag noch offen?


Koch: Die Methode finden Sie unter 1.2.B35


Pieper: Danke für den Tip. Da nehm ich glatt noch unsere Gruppe von den Libidinösen aus Magdeburg mit.

18: (wacht auf) Was für Libidinöse?


Pieper: Das ist unsere Frauengruppe. Hießen früher "Zum gelben Jürgen". Haben sich aber aus Pietät umbenannt, wo der Jürgen doch jetzt nicht mehr Generalsekretär sein darf.


18: (fällt erneut um)


Pieper: Mensch, Guido, du hast heute aber eine schlechte Kondition.


Friedrich: (von links) Die Sozis haben da so einen Agenda. Das will ich auch. Ohne wenn und aber. Sofort.


Angela: Was für einen Agenda? Und was ist das überhaupt?


Friedrich: Egal. Her damit.


Angela: Und für was soll der gut sein?


Friedrich: Für um die Wahl zu gewinnen, wie der Rheinländer sagt.


Angela: Das will ich auch. Her damit. Wer macht uns den?


Friedrich: Laurenz soll mal einen Vorschlag machen, wer unser Agenda werden könnte.


Angela: (flüstert mit Nachbarin, dann) Meine Referentin sagt, das ist was mit einer 20 und dann kommt eine 10. Und was mit Reform.


Laurenz: Reform kenn ich. Das mach ich euch. Stante pede, wie der Rheinländer sagt.


Angela: Pede kommt bei den Sozis aber nicht vor.


Friedrich: In irgendwas müssen wir uns ja unterscheiden.


Roland: (düst herbei mit erhobener Faust) Schluss mit der Lazarett-Stimmung und den öbszönen Vorschlägen der Meinungseliten!


Friedrich: Japps, das passt! Woher haste denn den?


Roland: Aus Niedersachsen.


Angela: Gefällt mir auch, aber geht das auch ohne Fremdworte?


Roland: Schluss mit den Krankenhausplänen und den dazugehörigen Sex-Vorschlägen derer da oben aus der Zeitung und dem Fernsehen!


Angela: Passt. Das nehmen wir. Laurenz los!


Friedrich: Kann der Guido auch mitmachen? Der ist doch immer so allein da im Bundestag.


18: (von vorn) Claudia, wo bist du?


Pieper: Hier.


18: Wo ist hier?


Pieper: Hier ist da, wo du bist. Ich stehe hinter dir.


18: Komm da weg!


Pieper: Wo soll ich denn dann hin?


18: Egal. Weg.


Pieper: Du bist immer so grob zu mir.


18: Ich habs mir anders überlegt. Du wirst jetzt meine Sekretärin.

Pieper: Das bin ich doch schon.


18: Egal. Dann wirst du es eben wieder.


Pieper: Klasse! Wau! Wunderbar! Was soll ich tun?


18: Abhaun. So wie jede Sekretärin, wenn der Chef es will.


Pieper: (haut ab und fällt hinter der Bühne um)

zurück zur Ausgabe