Die Entropie wächst

Derrida enthüllt: Merkel bot Homburger die Präsidentschaft an


Thea:        „Herr Derrida, wie konnte es dazu kommen?“
Derrida:    „Vermutlich war es der Driftmann. Dem traue ich so ziemlich alles zu.“
Thea:        „Der Cerealienhändler?“
Derrida:    „Genau der. Der hat das Format dazu und die Chuzpe.“
Thea:        „Handelt die Kanzlerin denn dermaßen aus dem Bauch heraus?“
Derrida:    „Aus dem Parteibauch heraus. Zuerst hat sie ja den Wolfgang Börnsen aus Schleswig oder so  
                angerufen. Der hat es sich zugetraut.“
Thea:       „Den ruft sie wohl häufiger mal an.“
Derrida:   „Sagt er.“
Thea:       „Und wie ist es dann weitergegangen?“
Derrida:   „Die Zahl der Kinderzimmer im Schloss soll eine Rolle gespielt haben.“
Thea:       „Und die Konfession?“
Derrida:    „Da muss ich meinen wunderbaren Kollegen Sloterdijk zitieren, der wiederum den wunderbaren
                Mosebach anführt: ,Wir glauben mit den Knien – oder wir glauben gar nicht.‘ Träfe dies zu, so
                Sloterdijk, wären die Knie die eigentlichen katholischen Organe und die erhobenen Herzen müssten
                sich mit dem zweiten Rang begnügen.“
Thea:       „Apropos zweiter Rang...“
Derrida:   „Voll besetzt. Wird nur nicht ausbezahlt. Und so viele Verlierer. Aber es kann nur einer durchkommen
               am Ende. Secundum non datur.“
Thea:      „Wen wird der Löw denn als Überraschung bringen?“
Derrida:  „Sie spielen auf den Vorschlag an, einen Bundestrainer für das Kabinett einzustellen. Die organisierte
               Form des mangelnden Willens, nicht bis drei zu zählen.“
Thea:      „Löw hat aber auch elf.“
Derrida:  „Freunde sind ja oft das Problem. Elf insbesondere. Nicht aber so in der Politik. Da tummelt sich diese
              Spezies kaum.“
Thea:      „Ich denke da an Alpen- oder Pizza-Verbünde.“
Derrida:  „Mit dem Erfolg wächst die Entropie. Und wer kraxeln und einigermaßen fehlerfrei italienisch äsen
               kann, dem traut die Gruppe nach Jahrzehnten so ziemlich alles zu.“
Thea:      „So konnte es dazu kommen?“
Derrida:  „Die Kinder hätten reingepasst. Der Rest aber hätte ‘ne Lücke gerissen.“
Thea:      „Mit dieser Lösung nicht?“
Derrida:  „Da gehen die Meinungen auseinander. Nur so viel: Je näher man sich am Abgrund befindet, desto
              wichtiger wird die Balance. Equilibrium.
Thea:      „Kommen wir mal zu Ihrer Person. Warum haben sich damals so viele Kollegen gegen Ihre
              Ehrendoktorwürde in Cambridge ausgesprochen?“
Derrida:  „Der Searle hat verlauten lassen, ich sei ein Pseudophilosoph und würde mit Taschenspielertricks
              hantieren. Dagegen habe ich mich mit allen Mitteln gewehrt. Weil er recht hatte.
Thea:      „Gelegentlich wurden Sie der ‚Philosoph des Dadaismus‘ genannt.“
Derrida:  „Kommen wir auf die erforderlichen Schloss-Qualitäten zurück. Es hat so weit kommen können, weil
               das Profil das Problem darstellt. Es ist in der Politik wie beim Autorennen: Schnell voran kommt man
               nur mit den Slicks. Es sei denn, es regnet. Dann braucht man Profil. Der jetzige Bewerber kommt ja
              eher vom Trockenen her. So insgesamt.
Thea:      „Und welche Rolle spielt die Reputation?“
Derrida:  „Wem der Herr ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. Und wer schon mal ein Amt inne hatte, der
              hatte auch Verstand. Und wer ein Amt anstrebt, der strebt auch Verstand an. Und wer schon Verstand 
              hat, der strebt auch kein Amt an. An den Kinderzimmern hat es auch hier nicht gelegen.“
Thea:     „Eher an der Kinderstube?“
Derrida:  „Irgendwie erzogen worden sind sie ja alle. Bis auf die Frau Homburger. Aber das ist ein Sonderfall
              der süddeutschen Geschichte.
Thea:      „Wurde die Frau Homburger denn auch gehandelt?“
Derrida:  „Von allen kundigen Thebanern. Die wünschen immer alle da weg, wo sie gerade ist und dahin, wo sie
              selber nicht sind.“
Thea:     „Und warum wurde sie es dann nicht?“
Derrida: „Weil es immer noch zu wenige kundige Thebaner gibt.“
Thea:     „Sie sprechen in Rätseln.“
Derrida:  „Nun machen Sie hier nicht den Searle! Ich verkläre: Wer Homburger kennt, wünscht Homburger weg.
Noch kennen Homburger nicht alle. Wenn es mit der FDP so weitergeht, ist auch diese Chance vertan.
Thea:     „Homburger ist ja auch noch in der DVP.“
Derrida:  „Na dann gibt’s ja eine zweite Chance.“
Thea:     „Zum Schluss, Herr Derrida, wie geht es nun weiter?“
Derrida: „Der einzig verbliebene potenzielle Nachfolger hat nun mit knapp 50 sein Alterswerk begonnen. Der
ist in 5 Jahren damit durch. Dann kann das Alterswerk der Kanzlerin als erste Frau auf dem Schloss
gekrönt werden. So kommen wir auf 22 Jahre Merkel.“

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