Sie sind gelandet!
Jetzt suchen sie die Mitte, den Schwerpunkt, das Zentrum Berlins
Sind die Fragen überhaupt richtig gestellt? Muss es wirklich heißen: Wohin geht die "Berliner Republik" - über die ja noch nicht einmal klar ist, ob sie jemals ihren Gänsefüßchen entwächst. Zunächst muss es doch wohl ganz simpel lauten: Wohin geht man in dieser Berliner Republik, respektive in der Hauptstadt, um das neue Berlin zu suchen?
Berliner, eingeborene wie später hineingeworfene, setzen den Reichstag und nicht den Staatsrat/Kanzleramt mit dem neuen Zentrum der Macht gleich. Sie wollen sehen und erobern. Sie, die nichts stärker fürchten als sich in dieser Zeit in dieser Stadt als Touristen erwischen zu lassen, stehen ungewohnt geduldig in der Schlange. Der Reichstag ist das Spitzengebäude der Republik, das Top one und sehr hip. Eine Volksvertretung, in der sich das Volk die Beine vertritt, kein prozzig-verseuchter Palast - das ist sympathisch und ein guter Startplatz.
Aber dann? Es ist nicht zu leugnen: Das beste Stück der Stadt steht in einer Wüste. Seine Kuppel überragt nach Norden und nach Westen hin Steine, Sand und halbfertige Bürobauten, in denen man derzeit nur mit Bauhelm zur Arbeit geht. Was hier wirklich entstehen könnte, weiß keiner so genau. Einzig die beiden BH-förmigen Türme der Bundestags-Kita verbreiten etwas Lebensfreude.
Geht es also nach Süden und gen Osten. Der ist allerdings in der Mitte Berlins etwas kleiner geworden und reicht nun nur noch bis zum Alexanderplatz. Stolpern wir zum Brandenburger Tor, das man inzwischen fast übersehen könnte. Das Kapital hat das Tor kleingekriegt, am Pariser Platz setzen Dresdener Bank und Adlon die Proportionen. Durchs offene Tor fahren Autos, was eigentlich nicht sein soll und doch ganz praktisch ist (und auch eine deutsche Frage beantwortet). Auch hier: nein, kein Berlin, kein neuer "Platz der Republik", der ja noch im Sandnebel vor dem Reichstag schlummert.
Am wenigsten Berlin ist derzeit auf dem zehn Milliarden schweren Potsdamer Platz, der wirklich gut für Touristen ist, und uns sagt: Sie sind gelandet! Aber wo, das wissen wir selbst nicht mehr so genau.