Ohne Partizipation wird die Integration in den Städten nicht gelingen

über Sören Bartol und Joan Mirbach, Lasst tausend interkulturelle Gärten blühen!, Berliner Republik 5/2006

Sören Bartol und Joan Mirbach identifizieren die Städte als wichtige Felder der Integration von Einwanderern; ihnen ist nachdrücklich zuzustimmen. Früher waren die Städte Motoren von (ökonomischen) Modernisierungsprozessen und gewährleisteten – gewissermaßen als Nebenprodukt – die wenigstens materielle Einbindung ihrer Bürger. Mit dem ökonomischen Strukturwandel fielen vor allem Arbeitsplätze für Menschen mit geringer Qualifikation weg, die in den Städten zuvor die Integration erleichtert und der sozialräumlichen Trennung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen entgegengewirkt hatten. Damit haben die Städte ihre Funktion als Integrationsmotoren verloren.

Das Instrument des Quartiersmanagements, das die Autoren als vorbildlich herausstellen, hat sich in den letzten Jahren tatsächlich als effektives Mittel zur Stabilisierung von Problemstadtteilen erwiesen. Es wird künftig immer bedeutender werden. Doch wir dürfen nicht bei einzelnen Integrationsprojekten stehen bleiben. Um die Einwanderer in den Städten gleichberechtigt einzubinden, müssen grundsätzliche Lösungen her – und hier kommt die politische Partizipation ins Spiel. Denn bestimmte Stadtteile drohen von kommunalen Willensbildungsprozessen und damit von der Stadtentwicklung abgekoppelt zu werden.

Einwanderer als gleichberechtigte Bürger

Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es in den Stadtteilen mit hohen Anteilen von Einwanderern in absehbarer Zeit mehr Menschen ohne deutschen Pass geben als Deutsche, vor allem, wenn sich weiter so wenige Einwanderer einbürgern lassen. Den Interessen dieses großen Bevölkerungsteils muss politisches Gehör verschafft werden.

Dabei geht es um das Kommunalwahlrecht, aber auch um eine interkulturelle Ausrichtung der Verwaltung mittels einer veränderten Mitarbeiterstruktur sowie um die nachhaltige Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von Einwanderern in Vereinen und Initiativen.

Dieser entscheidende Schritt in der Wahrnehmung muss in den Städten und Gemeinden, im Bund und in den Ländern vielfach erst noch gemacht werden: Einwanderer als gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger mit legitimen Interessen anzusehen, und nicht als eine Klientel, die lediglich mit integrationspolitischen Maßnahmen zu versorgen ist.

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