Für mich bedeutet Heimat …

Fünf Annäherungen an ein Gefühl von Geborgenheit, Sehnsucht, Verlust und Hoffnung auf Ankunft

In meiner Kindheit war der Begriff Heimat allgegenwärtig: auf Familientreffen und Geburtstagen, auf Landkarten meiner Großeltern. Heimat war Ostpreußen, die neue Heimat hieß Westfalen. Für mich war meine Heimat immer Espelkamp. Eine Flüchtlingsstadt im östlichen Westfalen, wo aus einer Heeresmunitionsanstalt der Wehrmacht eine neue Heimat für Tausende von Vertriebenen, Heimkehrern und Flüchtlingen entstand. Die Menschen kamen nach dem Zweiten Weltkrieg aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und später aus der DDR, in den sechziger Jahren aus Südeuropa, nach den Ostverträgen von Willy Brandt aus Polen, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aus Kasachstan und Kirgisistan und heute aus aller Welt.

Deutsche Geschichte verdichtet in einer Stadt. Vom Ort der Waffenproduktion der Nazi-Diktatur zur bunten und blühenden Stadt in unserer Demokratie. Aufgebaut in einem beispiellosen Zusammenwirken staatlicher und kirchlicher Kräfte, besonders vom Land Nordrhein-Westfalen und der Evangelischen Kirche von Westfalen. Eine Stadt mit 25 000 Einwohnern. Eine neue Heimat sozusagen als objektive Wirklichkeit und mit der Zeit wohl auch als subjektive Wahrnehmung.

Ganz ehrlich: Das Leben in dieser besonderen Stadt hat mich nie losgelassen. Egal wo ich in Deutschland und Europa gearbeitet habe, egal wo in der Welt ich unterwegs war.   

Dabei geht es nicht nur um die Vertrautheit mit der Stadt und Region, sondern immer auch um den politischen Wunsch, für Menschen, die jetzt nach Espelkamp kommen, aufs Neue einen sicheren Zufluchtsort und damit eine neue Heimat zu schaffen.

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