Für mich bedeutet Heimat …

Fünf Annäherungen an ein Gefühl von Geborgenheit, Sehnsucht, Verlust und Hoffnung auf Ankunft

Wie über „Heimat“ zu reden wäre? Persönlich und niemals ideologisch, zögernd und niemals ungebrochen. „Heimat“ ist kein Ort, keine Sprache, kein Objekt und kein Ritual.

„Heimat“, das sind die Geschichten, die wir kennen und die Assoziationen, die Objekte oder Orte in uns auslösen, die Erinnerungen, die wir mit etwas verbinden, es ist dieses Wissen und Kennen, das in uns Vertrauen und Trost auslöst, und dazu kann das vertraute Gefühl der Scham ebenso gehören wie das vertraute Gefühl des Glücks.

Es sind die Geschichten, die wir erinnern und erfinden, die wir weiter-und neu erzählen, die ergänzt werden durch Einwanderer und Reisende, die dazugehören, weil ihre Geschichten an unsere anschließen und ihre zu unseren werden. Es sind Phantasien und ­Assoziationen, Verse und Lieder, die mehr sind als ein Ort. Sie bilden Schnittmengen mit den Geschichten anderer, sie wandeln sich zwischen den Generationen und Gemeinschaften wie bei „Stille Post“, wo von der ursprünglichen Geschichte immer etwas verschluckt wird, so verschlucken auch wir und ergänzen etwas neu, und ernähren uns davon.

Dieser Heimatbegriff klingt fragiler und unsicherer, als es sich manche erhoffen. Aber er ist auch zugänglicher und offener für andere Orte und andere Menschen, die ihn sich ebenfalls aneignen können oder die uns auch vertrauter und zugänglicher werden können.

Dieser Text basiert auf Carolin Emckes jüngstem Buch „Weil es sagbar ist: Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit“, das 2013 im S. Fischer Verlag erschienen ist.

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